Berchtesgaden: (29. Januar 2011) – Gage gab es nicht, dafür aber reichlich Applaus: Die Schauspieler und das Filmteam von »Bergblut« gaben sich zur Premiere am Donnerstagabend ein Stelldichein im Kurkino Berchtesgaden. Der Saal war voll, gesteckt voll. Bereits eine dreiviertel Stunde vor Filmbeginn tummelten sich unzählige Berchtesgadener im Kinofoyer, wollten sie sich doch nicht die erste Vorführung des südtirolerischen Historiendramas »Bergblut« entgehen lassen.
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eh- und Angelpunkt des Historiendramas ist die Liebe der gebildeten, gut situierten Arzttochter Katharina zu dem Handwerker Franz aus dem tirolerischen Passeiertal. Gemeinsam kehren die Frischvermählten Augsburg den Rücken, um ihr Glück in Tirol zu finden.
Doch unterschiedliche Nationalitäten sind Anfang des 19. Jahrhunderts in Europa noch ein Quell für Hass und Krieg. Das bekommt auch Katharina zu spüren: Obwohl die Bayerin ihr Luxusleben als Arzttochter gegen das ärmliche Leben auf einem Bauernhof eintauscht und sich alle Mühe gibt, die Schwiegereltern und ihren Schwager auf dem Hof zu unterstützen, schlägt ihr blanke Abneigung entgegen. Verständlich, datiert der Regisseur die Liebesgeschichte doch auf das Jahr 1809. Dem Jahr, in dem sich die Tiroler unter dem Gastwirt Andreas Hofer gegen bayerische und französischen Besatzer zur Wehr setzen.
»Ein Fünftel meines Lebens dreht sich um Bergblut«, erzählt Regisseur Philipp J. Pamer amüsant. Viel Mut brauchte der erst 25-jährige Südtiroler für sein Projekt: Nicht nur, dass es sich bei Bergblut um seine Abschlussarbeit für sein Studium an der Filmhochschule München handelt, auch das Casten der Schauspieler verlangte dem jungen Filmemacher so einiges ab: »Ich habe als 22-Jähriger nicht mal Zigaretten ohne meinen Ausweis bekommen, wie soll ich da erst an Schauspieler kommen«, erzählte der Regisseur mit einem Augenzwinkern.
Und trotzdem hat es geklappt. Entstanden ist ein Werk, in dem neben den Hauptfiguren Franz (Wolfgang Minardi) und Katharina (Inga Birkenfeld) die Südtiroler Berglandschaft der beste Darsteller ist.
»Gedreht haben wir an Originalschauplätzen in Augsburg und im Passeiertal«, erzählt der gebürtige Südtiroler Pamer. Die Authentizität der spektakulären Schauplätze wird unterstrichen durch die eigentliche Stärke von »Bergblut«, den Dialekt. Sprechen Katharina, ihre Eltern und die Geistlichkeit ein gut verständliches Hochdeutsch, lässt Pamer die Tiroler originalgetreu im Passeier Dialekt kommunizieren. Nachhilfe für die Schauspieler im Mundartsprechen schrieb sich der Jungregisseur persönlich auf die Fahne: Der 25-Jährige wurde selbst im Passeiertal geboren und ist dort aufgewachsen.
Um das Projekt auf die Beine zu stellen, hatte Pamer vor vier Jahren noch ein ganz anderes Problem: die Finanzierung. »Es war ein steiniger Weg, aber letztendlich kam die Hälfte des Geldes aus Südtirol und die andere Hälfte aus Bayern. Also kann man doch zusammenarbeiten, auch wenn wir uns vor 200 Jahren die Köpfe eingeschlagen haben.«
Die größte Hürde hatten jedoch die Schauspieler und das Filmteam selbst zu tragen: »Ich habe ihnen gleich gesagt, es gibt kein Geld, aber dafür gibt es in Südtirol gutes Essen und einen guten Wein.« Mit diesem Versprechen konnte Pamer seine Schauspieler locken. Angefangen von den Hauptdarstellern bis hin zu den Handwerkern im Passeiertal, die dem Berghof ein originalgetreues 19. Jahrhundert-Aussehen verpasst haben – ohne mit der Wimper zu zucken, haben alle ohne Gage gearbeitet.
Doch die Mühe hat sich gelohnt: Das Historiendrama lief bereits auf zahlreichen Filmfesten und bekam unter anderem den Publikumspreis auf dem Münchener Filmfest wie auch in Lessinia.
Die größte Ehre kam Philipp J. Pamer bislang jedoch in seiner Heimat zuteil: »Bergblut« ist in Südtirol einer der erfolgreichsten Filme der letzten Jahre.Berchtesgardener Anzeiger, Caroline Irlinger
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